„Bewusster“ Tierkonsum

In Diskussionen mit Menschen, die andere Tiere als Ware oder Nahrungsmittel einordnen, wird von Seiten der omnivor und vegetarisch lebenden Menschen immer wieder durch das Rekurrieren auf ein besonderes Bewusstsein beim Verzehr von Tieren oder deren Produkten versucht, das Unrecht abzuschwächen oder vollständig zu legitimieren.

„Ich esse bewusst Fleisch und Fisch, trinke bewusst Kuhmilch, esse bewusst Eier…“

Fraglich erscheint doch, wie dieses „bewusste“ Essen von Leichen und Qualprodukten vonstatten geht. Ob man den Fraß nun in sich reinstopft oder jedes Mal die Gabel mit irgendeinem „Bewusstsein“ zum Mund führt – wo ist der Unterschied? Was geht den „bewussten“ Konsumenten_innen dabei durch den Kopf? Und vor allem: Was soll es den Opfern (postum) bringen???

Ein Biss ins Steak und man denkt: „Wow, lecker, und das obwohl dieses Tier sein Leben lang in der eigenen Scheiße stand, auf wenigen Quadratmetern eingepfercht.“ Oder bei einem weiteren Bissen: „Yeah, danke für das Bolzenschussgerät, welches dem Tier durch Menschenhand geführt seinen Lebenshauch genommen hat.“ „Danke, Fisch, dass Du für mich elendig erstickt bist oder innerlich halb aufgerissen wurdest. Ich schätze es sehr, dass Du keine Stimmbänder und keine Mimik besitzt.“ Beim Trinken eines Glases Milch oder während des Genusses einer mit Milch angereicherten Tasse Kaffee: „Hmmh, lecker, dafür hat es sich doch gelohnt, dass die Kuh fast ununterbrochen schwanger ist, ihre Kinder alsbald nach der Geburt entrissen bekommt und sich die brutalen Eingriffe beim künstlichen Besamungsvorgang ständig wiederholen.“ Am Frühstückstisch wird das Ei gepellt: „Oh, wie wunderbar, dass wir mittlerweile solche tollen Qualzuchten entwickelt haben und die Hühner ca. 300 mal pro Jahr ein Ei legen. Mjam.“ Das Honigbrot wird voller Demut verspeist: „Woah, lecker, danke Biene, dass ich deine geklaute Nahrung essen kann und Du mit einer minderwertigen und dich krank machenden Ersatznahrung leben musst, obwohl wir wie für jedes andere Nahrungsmittel genügend pflanzliche Alternativen haben.“

Wir warten übrigens noch immer gespannt auf die erste Person, die uns erzählen will, dass sie sich jeden Tag mit Dankbarkeit und einem besonderen Bewusstsein in ihre Lederschuhe oder ihre Daunenjacke kleidet. Auch haben wir noch nie gehört, dass sich bewusst schlafen gelegt wird, in das Gefieder von zu Lebzeiten bis zu viermal gerupften und somit brutal misshandelten Gänsen. Hoffentlich bleiben wir davon verschont und vor allem hört hoffentlich die Ausbeutung und das Töten der Tiere endlich auf.