Tierrechte statt Tierschutz!

Tierrechte statt Tierschutz!

Die mit Sicherheit am weitesten verbreitete Motivation für einen veganen Lebensstil ergibt sich aus der Überzeugung, dass die in unserer Gesellschaft gängige Unterscheidung in Tiere, die man schützt, behütet und liebt, und solche, die in Kategorien wie etwa „Nutztiere“, „Vieh“ oder auch „Zuchtmaterial“ eingeteilt werden, welche dann für Bedürfnisse wie Nahrung und Kleidung getötet werden, nicht vertret- oder nachvollziehbar ist. Hieraus ergibt sich die häufig geäußerte Begründung, dass man vegan lebt, da man nicht möchte, dass zu eigenen Zwecken Tiere ausgebeutet oder getötet werden.

Die ethisch-moralische Bewertung des menschlichen Umgangs mit Tieren findet sich heutzutage immer öfter auch in den Massenmedien wieder. Mehr oder weniger kritisch wird sich damit auseinandergesetzt, ganze Feuilletons werden gefüllt, Radiosendungen ausgestrahlt oder ganze Themenabende für das Kulturfernsehen produziert.

Auf einer ethisch-moralischen Motivation gründen die Tierschutz- sowie die Tierrechtsbewegung. Obwohl beide Bewegungen ethisch-moralisch motiviert sind, zeigen sich deutliche Abstufungen, vor allem in der Konsequenz, mit der sich für Tiere eingesetzt wird.

Tierschutz

Traditionell setzt sich der Tierschutz für den „artgerechten“ und möglichst leidfreien Umgang mit Tieren ein, ohne dabei jedoch die Nutzung der Tiere für menschliche Interessen in Frage zu stellen. Einhergehend mit der Entstehung verschiedener Wohltätigkeitseinrichtungen wie Waisenhäusern und Wohltätigkeitsorganisationen, sind die Anfänge des organisierten Tierschutzes in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu sehen.

Klassische Bereiche des Tierschutzes sind in erster Linie die Tierheime, welche sich vorrangig für Spezies wie Hunde, Katzen und Kleintiere einsetzen, da ihnen eine gesellschaftlich weit verbreitete Zuneigung zuteilwird. Verbände wie der „Deutsche Tierschutzbund“ setzen sich für „humane“ Schlachtmethoden, bessere Bedingungen für die Tiere in der Massentierhaltungsindustrie und kürzere Transportzeiten beim Weg zum Schlachthof ein. Der Tierschutz möchte das Leid der Tiere möglichst gering halten. Auch vergeben Tierschutzorganisationen Gütesiegel für tierliche Produkte, die aus vergleichsweise guter Haltung stammen bzw. eine bessere Nahrungsmittelqualität versprechen. Absolut zu recht ist der Tierschutz beharrlicher Kritik aufgrund der Verwendung von Begriffen wie „artgerecht“ ausgesetzt, da sich in Bezug auf die Tiere nicht feststellen lässt, was ein als artgerecht bezeichnetes Leben auszeichnet, und aufgrund der Tatsache, dass vor allem das sogenannte „Nutzvieh“ entgegen seiner natürlichen Lebenserwartung meist im Neugeborenen- oder Kindesalter getötet wird. Das deutsche Tierschutzgesetz verweist in §1 darauf, dass einem Tier nicht ohne triftigen Grund Schaden oder Schmerz zugefügt werden darf.

Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“

Der „vernünftige Grund“ ist hier nicht definiert, so dass beispielsweise der Konsum von Kuhmilchprodukten und der Verzehr von Eiern, der auf Kosten der Gesundheit und des Lebens der Tiere geschieht, als Begründung von Seiten der Tierschutzkritiker und Tierrechtler nicht genügt. Der „Deutsche Tierschutzbund“ als größte Organisation im Bereich des Tierschutzes geht weder gegen Tierversuche und den Verzehr von Tieren vor noch werden Reitsportarten und Tierschauen als tierschutzverletzende Aktivitäten angesehen. Für den klassischen Tierschutz gelten verbesserte Lebens- und Haltungsbedingungen als Mittel für die Verbesserung des menschlichen Lebens und dessen Schutz durch verbesserte Nahrungsmittel. Somit gilt für ihn der Tierschutz als Mittel für den Menschenschutz.

Tierrechte

Obwohl die Väter der kritischen Theorie, Horkheimer/Adorno, schon in den 40’er Jahren die Instrumentalisierung der ‚unvernünftigen‘ Tiere durch die ‚vernünftigen‘ Menschen anprangerten, zogen die 68er nie in Erwägung, die Gewaltherrschaft über die Tiere in Frage zu stellen. Auch die Friedensbewegten beteiligten sich an dem täglichen Vernichtungskrieg gegen die Tiere. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich in der BRD Menschen aktiv für die Interessen der Tiere einsetzten.“

Tierrechtler_innen treten für die Rechte und gegen die Ausbeutung der Tiere ein. Im Gegensatz zur Tierschutzbewegung wird jede Nutzung von Tieren zu Gunsten des Menschen abgelehnt. Verbunden mit dem Eintritt für individuelle Rechte der Tiere steht das Ziel der kompletten Abschaffung jeglicher Zucht, Haltung und Ausbeutung der Tiere für menschliche Interessen. Demzufolge ist die Forderung nach einer veganen Lebensweise logisches Kernstück der Tierrechtsbewegung.

Hieraus lässt sich jedoch nicht ableiten, dass sich alle Veganer_innen als Tierrechtler verstehen. Den meisten ist zwar die Überzeugung gemein, dass alle Tiere Mitleid erfahren sollen und ein Recht auf Leben besitzen, jedoch können andere Überzeugungen für ein veganes Leben, wie etwa ästhetische, gesundheitliche oder ökologische Gründe, die hauptsächliche Motivation für einen veganen Lebensstildarstellen.

Tierrechtler_innen versuchen durch Demonstrationen, Aufklärungsarbeit (Infostände, Vorträge), Blockaden und Mahnwachen (beispielsweise vor Schlachthöfen, Zirkusunternehmen, Delfinarien, Zoos) auf die Leiden der Tiere und die Lage im Verhältnis zum Menschen aufmerksam zu machen. Außer diesen praktischen Unternehmungen gibt es auch eine prosperierende Theorieentwicklung, wie beispielsweise die „Human-Animal-Studies“, die die Tierrechte auf ein breiteres Fundament als zu früheren Zeiten stellt, als die Bewegung vorrangig lediglich mit ethisch-moralischen Begründungen argumentieren konnte, die jedoch leider bei einer Mehrzahl der Menschen alleine nicht ausreichen mag, um ein Nach- und Umdenken zu erwirken.

Die Mitglieder_innen der Vegan Connection verstehen sich als Tierrechtler_innen, da sie nicht für größere Käfige, schmerzverminderte Schlachtungen und kurze Transportwege zu den Schlachthöfen einstehen, sondern weil sie für das Recht der Tiere auf ein leidfreies Leben kämpfen. Artgerecht ist nur die Freiheit!